Der Kreis Bomst entstand nach der Übernahme Großpolens (Wielkopolska) durch die Preußen nach der 2. Polnischen Teilung. Damals wurde die Verwaltung in der neu geschaffenen Provinz Südpreußen vollkommen neu strukturiert, da die polnischen Wojewodschaften und Kreise zu groß für eine moderne Verwaltung zugeschnitten waren. Der Kreis Kosten (Koscian) wurde damals geteilt und im Westen entstand der Kreis Bomst (Babimost, eine Burgstadt im königlichen Besitz) neu, und der Kreis Fraustadt wurde erheblich erweitert und reichte bis zur Obra.
Nach 1815, der sogenannten 4. Polnischen Teilung, wurde die gegenüber der Provinz Südpreußen erheblich verkleinerte Provinz Posen gegründet, die damals noch den Namen Großherzogtum Posen trug (bis 1848). Der Kreis Bomst wurde verkleinert, nach Süden verschoben und umfaßte nun auch das einst zum Kreis Fraustadt gehörende Primenter Klosterland.

Wappen der Provinz Posen

Der Verwaltungssitz des Kreises Bomst war die ehemalige königliche Stadt Bomst (Babimost), da sie die einzige Stadt war, die nicht im adeligen Besitz war und die milde südpreußische Regierungsweise beliess den polnischen Adel weitgehend in seiner Machtstruktur, um ihn so fuer Preußen zu gewinnen. Nach 1815 erwies sich der neu zugeschnittene Kreis Bomst aber als unpraktisch, da die Kreisstadt im Westen des Kreises lag, so verlagerte man nach und nach Verwaltungsaufgaben in die zentral gelegene adelige Stadt Wollstein (Wolsztyn), die ab 1886 endgültig alle Verwaltungsaufgaben wahrnahm.

Landesfahne des Großherzogtums Posen, dann der Provinz Posen (1815-1886)

Landesfahne der Provinz Posen (1886-1922)


Der Kreis Bomst ist historisch bestimmt durch zwei deutsche Zisterzienserklöster, die von den großpolnischen Herzögen aus Posen (Poznan) gerufen und beschenkt worden waren, um hier als Untertanen der Piasten zu leben und zu wirken. Das Kloster Obra wurde 1234 gestiftet und besaß weitgehend das gesamte Gebiet nördlich des Obrabruches. Das bereits 1210 gestiftet Kloster Fehlen/ Priment (Wielen/ Przemet) konnte aber erst 1278 realisiert werden. Zuerst hatte es seinen Sitz in Altkloster (Kaszczor), das damals Stary Dwor (= das alte Gut) hieß, dann wurde es nach Fehlen verlegt und 1410 nochmals in die neu erworbene “Burg” (Kastellansitz) und Stadt Priment. Das Kloster Priment sollte ursprünglich das gesamte Gebiet bis zum Glogauer Wald besiedeln, da es aber erst verspätet zur Gründung kam, waren im Süden schon von deutschen Adeligen Dörfer gegründet worden und die Stadt Fraustadt (Wschowa oder Frowenstadt) entstanden, die sich durch die inzwischen sichere Grenze zwischen großpolnischen und niederschlesischen Piasten auch gut entwickeln konnte und so den im Sumpf des Obrabruches gelegenen Burgbezirk Priment zur Bedeutungslosigkeit verdammte.
Der nördliche Teil des Fraustädter Landes blieb nach der Reformation katholisch, weil der lokale Adel nicht konvertierte, was im damaligen Polen eine absolute Ausnahme darstellte. Aus diesem Grunde ist der nördliche Kreis Fraustadt auch bis 1945 von deutschen Katholiken bewohnt gewesen, ebenso wie der südliche Kreis Bomst.
Seit dem 17. Jh. wurde der spätere Nordteil des Kreises Bomst von herbei gerufenen deutschen Siedlern und Glaubensflüchtlingen besiedelt, den sogenannten Hauländern (polnisch Olendry = Ansiedler nach holländischem Recht). Diese evangelischen Deutschen prägen den Nord- und Mittelteil des Kreises Bomst. Der mittlere Bereich, der des Klosters Obra hatte eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Ursprünglich waren hier Deutsche angesiedelt worden, aber spätestens seit der gewaltsamen Übernahme des Klostes durch einen polnischen Abt im ausgehenden 16. Jh. war die Bevoelkerung polnisch. Seit dem 17. Jh. siedelte man auch hier deutsche Protestanten an.
Anders verlief die Geschichte im südlichen Teil des späteren Kreises Bomst. Hier hat sich das seit dem Mittelalter ansässige Deutschtum bis in die Neuzeit erhalten und die dörflichen Neugruendungen wurden aus der nähren Umgebung besetzt, vor allem aus Schlesien.

Über die Grenzen weit hinaus bekannt wurden zwei Dinge aus dem Kreise Bomst: zum einen ein damals noch unbekannter Arzt aus Rakwitz (Rakoniewice), der es nach seinem Kriegseinsatz 1870/71 zum Kreisarzt brachte. Er fiel dem damaligen Landrat von Unruh-Bomst wegen seiner aufsehenerregenden Forschungen zum Milzbrand auf, und er meinte: der Junge ist begabt, der muß nach Berlin. Und er vermittelte diesen begabten Arzt nach Berlin, wo er bereits 1882 den Tuberkelbazillus und 1883 den Choleraerreger entdeckte und so berühmt wurde. 1905 erhielt er für seine Arbeit den Nobelpreis. Es war: Robert Koch.
Die zweite Berühmtheit des Kreises Bomst war ein direkt bei Bomst gelegenes Dorf, es sind sogar zwei: Groß und Klein Posemukel. Woher dieses Dorf, das es wirklich gab, seine Berühmtheit erlangte, ließ sich bislang noch nicht herausfinden. Der Name stammt aus dem Polnischen: pod mokle = am/ unter dem Sumpf. Den Nationalsozialisten war das zu polnisch und benannten die Dörfer in Posenbrueck um.
1919 brachte der Großpolnische Aufstand das vorzeitige Ende der deutschen Herrschaft (seit 1793). Teile des Kreises Fraustadt fielen an Polen, während der Großteil aber deutsch blieb. Dafür wurde fast der gesamte Kreis Bomst polnisch, im westliche Drittel gelang dem deutschen Grenzschutz aber die Rückeroberung, so dass Bomst und Unruhstadt ebenso wie das westliche Primenter Klosterland bei Deutschland blieben, während der Hauptteil als polnischer Kreis Wolsztyn (Wollstein) zu Polen gehörte. Diese Grenze war ein Frontverlauf des Aufstandes, keineswegs aber eine ethnische Grenze.


Landesfahne der Provinz Grenzmark Posen - Westpreußen


Die preußische Provinz Posen-Westpreußen hatte bis 1938 Bestand und war eine Notlösung, gedacht als ständig sichtbares Symbol dafür, dass das Deutschland seine durch den Versailler Vertrag geschaffene Ostgrenze nicht bereit war anzuerkennen. 1938 wurde dieses von Putzig an der Ostsee bis Fraustadt reichende Provisorium aufgelöst und der Kreis Fraustadt der Provinz Schlesien zugeteilt, wobei es das Dorf Lache verlor, das als Exklave durch einen polnischen Streifen vom restlichen Kreisgebiet getrennt war, weshalb man spöttisch auch vom Ostpreußen des Kreises Fraustadt sprach. Lache kam ebenso wie der südliche Restkreis Bomst zum niederschlesischen Kreis Grünberg, waehrend die nördlich des Obrabruches gelegenen Ortschaften des Restkreises zur Neumark, zum Kreis Zöllichau- Schwiebus geschlagen wurden, also zur preußischen Provinz Brandenburg.

Die Auflösung der Grenzmark bedeutete nicht, dass die Nationalsozialisten ihren Anspruch auf die verlorenen Gebiete damit aufgeben wollten, sondern nur, daß sie die alte Verwaltungseinheit nicht wiederherstellen wollten, was der im Jahr darauf ausbrechende 2. Weltkrieg sehr deutlich bewies. Aus dem polnischen Teil der Provinz Posen, zusammen mit Teilen Mittelpolens (Lodzer Gebiet) wurde der Reichsgau Wartheland geschaffen, der als Experimentierfeld für die künftige Gestaltung Großdeutschlands, als Mustergau, fungieren sollte. Ein Anknüpfen an die alte preussische Tradition, gar an die preußische Toleranz und ein gutes Zusammenleben zwischen Deutschen und Polen, war in keiner Weise beabsichtigt. Das Polentum sollten weitgehend eleminiert werden, als dumm gehaltenes Helotenvolk fungieren.

 

Der verlorene Weltkrieg, vor allem der Vormarsch der Roten Armee lösten eine große Fluchtbewegung aus, die in Flucht und Vertreibung der Deutsche, in eine ethnische Säuberung, endete und das weitgehende Ende des Deutschtums in Mittelosteuropa bedeutete - mit all seinem Leid und Verlusten fuer die betroffenen Menschen, die über Jahrhunderte harmonisch mit ihren polnischen Nachbarn zusammengelebt hatten. Sie mussten für die Verbrechen der Nazis bezahlen, diejenigen, die selber nichts dazu konnten. Die Verbrecher hatten sich 1945 frühzeitig abgesetzt. Sie waren auch damals an der Spitze der Bewegung.

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Sprungala@web.de

Danke für Ihr Interesse.

Und hier eine pl. Übersetzung des Textes von M. Waberski:

Powiat Babimojski powsta¥ po przej¥ciu Wielkopolski przez Prusy po drugim rozbiorze Polski. Administracja nowopowsta¥ej prowincji Prusy Po¥udniowe zosta¥a wówczas ca¥kowicie przebudowana, poniewa¥ polskie województwa i powiaty by¥y zbyt du¥e w poj¥ciu nowoczesnego zarz¥dzania. Podzielono wówczas powiat Ko¥cian i na zachodzie powsta¥ nowy powiat Babimost (miasto zamkowe w posiadaniu królewskim), a powiat wschowski zosta¥ znacznie rozszerzony i si¥ga¥ a¥ do Obry.

Po 1815 roku, tzw. czwartym rozbiorze Polski powsta¥a, w porównaniu do prowincji Prusy Po¥udniowe, znacznie okrojona prowincja Pozna¥, która wówczas nosi¥a miano Wielkie Ksi¥stwo Pozna¥skie (do 1848 roku). Powiat Babi